Dienstag, 04.12.2018

Gemeinsamer Aktionstag

Jede Menge Interesse und Besucher beim gemeinsamen Event zum "Internationlen Tag der Rechte von Menschen mit Behinderung" bei Jugend am Werk in Liezen. Jede Menge Interesse und Besucher beim gemeinsamen Event zum "Internationlen Tag der Rechte von Menschen mit Behinderung" bei Jugend am Werk in Liezen. lebenshilfe ennstal | sowiedu

Am „Internationalen Tag der Rechte von Menschen mit Behinderung“ luden die Gruppe „Miteinander“ von Jugend am Werk sowie die SelbstvertreterInnen der Lebenshilfe Ennstal zum „Füreinander-Miteinander“-Fest ein.

Die OrganisatorInnen freuten sich am 3. Dezember 2018 über jede Menge Besuch und Interesse im Haus von Jugend am Werk in der Selzthaler Straße in Liezen. Die SoWieDu-Singers&Drummers und Lorenz Rodlauer sorgten für die musikalische Umrahmung, während an verschiedenen Stationen im Haus Quizfragen zur UN-Menschenrechtskonvention und zu den 5 Ms der SelbstvertreterInnen zu lösen waren. Weiters gab es einen Info-Point zur „unterstützten Kommunikation“ und eine Station, bei der es galt, Alltagsgegenstände mit verbundenen Augen zu erfühlen.

Gerheid Haberl von der JaW-Miteinander-Gruppe trug einen gemeinsam verfassten, kritischen Text zum Thema Behinderung vor, die Sprecherin der Selbstvertretergruppe der Lebenshilfe Ennstal, Eva Maria Pichler, informierte über die Aufgabenbereiche und Ziele der Selbstvertretung.
Die Geschäftsführerinnen der beiden Sozialorganisationen, Elfriede Aster (Jugend am Werk) und Gertrude Rieger (Lebenshilfe Ennstal), gratulierten dem Organisationsteam zur gelungenen Veranstaltung.

Der von Gerheid Haberl vorgetragene Text
NICHTS ÜBER UNS OHNE UNS


Sieh meine Behinderung nicht als ein Problem! Verstehe sie als eine Eigenschaft.

Sieh meine Behinderung nicht als Defizit! Du bist es, die mich als anders und hilflos sieht!

Versuch mich nicht zu reparieren, ich bin nicht kaputt!
Unterstütze mich! Ich kann meinen Beitrag zur Gesellschaft auf meine eigene Weise leisten.

Sieh mich nicht als deine Klientin! Ich bin eine Mitbürgerin.
Sieh mich als deine Nachbarin!
Erinnere dich daran, dass niemand von uns ganz unabhängig ist.

Versuche nicht mein Verhalten anzupassen! Sei still und höre zu.
Was du als unangemessen definierst, ist vielleicht mein Versuch mit dir zu kommunizieren – und zwar auf die einzige Art und Weise, die für mich möglich ist.

Versuche nicht mich zu ändern! Dazu hast du kein Recht.
Hilf mir das zu lernen, was ich lernen will!
Verstecke deine Unsicherheit nicht hinter „professioneller Distanz".

Sei ein Mensch, der zuhört und nimm mir meine Probleme nicht weg, indem du probierst, alles besser zu machen.

Probiere nicht Theorien und Strategien an mir aus.
Sei an meiner Seite.
Und wenn wir Probleme miteinander haben, dann lass uns das als Anlass dafür nehmen, um darüber nachzudenken.

Versuche nicht mich zu kontrollieren!
Ich habe das Recht, ein eigenständiger Mensch zu sein.

Was du Unfolgsamkeit oder Manipulation nennst, kann in Wirklichkeit der einzige Weg sein, wie ich Kontrolle über mein Ich ausüben kann.

Lehre mich nicht folgsam, gehorsam und artig zu sein! Ich muss das Recht haben nein zu sagen,
wenn ich mich beschützen muss oder ungerecht behandelt werde.

Sei meine Verbündete gegen die, die mich für ihre eigene Befriedigung ausnutzen.

Versuche nicht, eine oberflächliche Freundin zu sein. Ich verdiene mehr als das.
Lerne mich kennen. Dann werden wir vielleicht echte Freunde.

Hilf mir nicht, auch wenn es dir ein gutes Gefühl gibt.
Frage mich, ob ich deine Unterstützung brauche. Lass mich dir zeigen, wie du mich am besten unterstützen kannst.

Bewundere mich nicht.
Der Wunsch nach einem normalen Leben berechtigt dich nicht dazu mich zu verehren.

Respektiere mich, denn Gerechtigkeit setzt Respekt voraus.

Sag nicht, was richtig ist und leite mich nicht. Höre zu, unterstütze mich und folge mir.

Arbeite nicht an mir. Arbeite mit mir gemeinsam.